Eschweiler: Mittendrin im Strukturwandel

Der Blick über die Aussichtsplattform rund um den Indemann am Tagebau Inden hin zum Kraftwerk Weisweiler, das auf dem Gebiet der Stadt Eschweiler liegt. Foto: Forschungszentrum Jülich/Jansen

Das HC-H2 und die Strukturwandel-Kommune Eschweiler bekunden das Interesse an einer Netzwerk-Zusammenarbeit.

Der Strukturwandel im Rheinischen Revier ist keine Mission für Einzelkämpfer. Das haben die Bürgermeisterin der Stadt Eschweiler Nadine Leonhardt (SPD) und Prof. Andreas Peschel, Direktor am Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW) des Forschungszentrums Jülichs, jetzt noch einmal betont. Nadine Leonhardt war in Jülich zu Besuch, um sich mit Peschel und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Helmholtz-Clusters für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft (HC-H2) auszutauschen. Das INW bildet die organisatorische Kerneinheit des HC-H2. Das Cluster wächst in den kommenden Jahren aufgrund der Zusammenarbeit mit anderen Partnern. Diese können aus der Industrie, Wirtschaft, Forschung oder Verwaltung kommen.

Eine direkte Zusammenarbeit zwischen der Stadt Eschweiler und dem HC-H2 gibt es bisher noch nicht. „Unser Cluster befindet sich im Aufbau. Wir sind dabei, ein Netzwerk aufzubauen“, sagt Andreas Peschel. „Die Stadt Eschweiler hat mit Sicherheit eine exponierte Stellung im Rheinischen Revier. Sie liegt im Kernrevier, ist Anrainerin am Tagebau Inden und mit dem Kraftwerk Weisweiler ein Kraftwerksstandort. Dass wir einen engen Austausch aufbauen, ist logisch.“ Zumal das Thema Strukturwandel in Eschweiler nicht neu ist. Der Eschweiler Bergwerksverein war einer der ganz großen Akteure im Abbau von Steinkohle.

 

„Wichtig, was wir jetzt machen“

„Für die großen Themen Klimawandel und Strukturwandel ist wichtig, was wir jetzt machen. Jetzt stellen wir die Weichen“, spricht Andreas Peschel davon, dass auch die wirtschaftliche Zukunft des Rheinischen Reviers von den Entscheidungen der kommenden Monate und Jahre abhängt.

Prof. Andreas Peschel und die Eschweiler Bürgermeisterin Nadine Leonhardt. Foto: Forschungszentrum Jülich/Jansen

Denn spätestens 2030 endet der Abbau der Braukohle in den Tagebauen Inden, Hambach und Garzweiler. Bis dahin müsse klar sein, woher die neue Wirtschaftskraft kommt, die das alte Rückgrat ersetzt. „Wir alle müssen schauen, dass wir neue, attraktive Arbeitsplätze aufbauen. Und wir brachen machbare Alternativen für die Energieversorgung der Zukunft“, präzisiert Andreas Peschel die Aufgabe.

 

Eschweiler ist mittendrin

Mittendrin in diesen Herausforderungen ist die Stadt Eschweiler, die mit mehr als 56.000 Menschen eine der größten Kommunen im Kernrevier ist. „Wir sind offen für neue Technologien und schlaue Lösungen für die Zukunft“, sagt Nadine Leonhardt. Die Stadt beschreite bereits den Transformationspfad von der fossilen hin zur regenerativen Energieversorgung – auch wenn der Weg nicht immer leicht sei, wie die Bürgermeisterin erklärt.

„Schließlich sind wir nicht nur eine Strukturwandel-Stadt, sondern auch eine Hochwasser-Stadt“, verweist sie auf die Mammutaufgabe der Reparatur nach dem Hochwasser im Sommer 2021. Diese Katastrophe hatte im Rheinischen Revier vor allem Eschweiler und die Nachbarstadt Stolberg hart getroffen. Die Kosten für den Wiederaufbau allein in Eschweiler liegen im dreistelligen Millionenbereich. Dazu kommt der Strukturwandel, der für Eschweiler bedeutet, dass neue Arbeitsplätze als Gegengewicht zum wegfallenden Braunkohle-Kraftwerk geschaffen werden müssen.

„Wir gehen das optimistisch an“, berichtet Nadine Leonhardt. „Wir haben eine gute Lage, nahe an der Autobahn 4 und nicht weit entfernt von so wichtigen Einrichtungen wie dem Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen. Wir wollen zum Beispiel für nachhaltige Startups interessant sein“, sagt sie. Da brauche es ein cleveres Management und gute Kontakte. Schließlich stünden der Stadt nicht unbegrenzt Flächen für gewerbliche Neuansiedlungen zur Verfügung.

Das HC-H2 und die Stadt Eschweiler wollen deswegen in Zukunft zusammenarbeiten, um gemeinsam mehr Wertschöpfung zu erzeugen. „Wasserstoff ist eines der großen Zukunftsthemen der Energiewirtschaft. Wir sind ein Standort der Energiewirtschaft und haben erkannt, dass Wasserstoff auch bei uns eine wichtige Rolle spielen wird“, erklärt Nadine Leonhardt.