„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft.“

Jules Verne, der 1874 den Science Fiction-Roman “Die geheime Insel” veröffentlicht hat. Fotos: Adobe Stock, Montage: Forschungszentrum Jülich/Clarissa Reisen

„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft.“ Der Zeitpunkt, zu dem diese Worte aufgeschrieben wurden, ist angesichts ihres Inhalts erstaunlich lange her. Sie stammen aus dem Jahr 1874 und aus der Feder des französischen Autors Jules Verne, genauer gesagt aus seinem Roman Die geheimnisvolle Insel, der von fünf Menschen handelt, die auf einer unbekannten Insel im Pazifik gestrandet sind. Irgendwann spricht der Ingenieur Cyrus Smith mit seinen Leidensgenossen darüber, dass die Kohlevorräte der Erde endlich sind. 250 bis 300 Jahre reichten die Kohlevorkommen der Erde noch, schätzt Smith.

Welttag des Wassers: Teil eins des HC-H2-Formates “Was ist das?”

Heute: Wasserstoff

So hat Jules Verne die Passage, in der die Charaktere in “Die geheime Insel” über die Energie der Zukunft reden, geschrieben:

„Nun, was wird an Stelle der Kohle als Treibstoff dienen?“

„Das Wasser“, antwortete Cyrus Smith.

„Das Wasser!“ rief Pencroff erstaunt; „das Wasser, um Dampfschiffe und Lokomotiven anzutreiben, Wasser, um damit Wasser zu erhitzen?“

„Ja, allerdings das in seine Elementarbestandteile zerlegte Wasser«, belehrte ihn Cyrus Smith, „zerlegt durch Elektrizität, die bis dahin zur mächtigen und leicht verwendbaren Kraft erwachsen sein wird, denn alle großen Erfindungen scheinen infolge eines unerklärlichen Gesetzes sich zur selben Zeit zu ergänzen. Ich bin davon überzeugt, meine Freunde, dass das Wasser dereinst als Brennstoff Verwendung findet, dass Wasserstoff und Sauerstoff, seine Bestandteile, zur unerschöpflichen und bezüglich ihrer Intensität ganz ungeahnten Quelle der Wärme und des Lichts werden. Der Tag wird nicht ausbleiben, wo die Kohlenkammern der Steamer und die Tender der Lokomotiven statt der Kohle diese beiden Gase vielleicht in komprimiertem Zustand mitführen werden, die unter den Kesseln eine enorme Heizkraft entwickeln. Keine Furcht also! Solange diese Erde bewohnt ist, wird sie den Bewohnern das Nötige liefern, und nie wird es ihnen an Licht und Wärme fehlen, so wenig wie an den Erzeugnissen des Pflanzen-, Stein-, und Tierreichs. Ich glaube also, dass man, wenn unsere jetzigen Kohlenschächte einmal erschöpft sein werden, mit Wasser heizen wird. Das Wasser ist die Kohle der Zukunft.“

Der Tag wird nicht ausbleiben, wo die Kohlenkammern der Steamer und die Tender der Lokomotiven statt der Kohle diese beiden Gase vielleicht in komprimiertem Zustand mitführen werden, die unter den Kesseln eine enorme Heizkraft entwickeln. Keine Furcht also!

Cyrus Smith, Charakter in “Die geheime Insel”

Prinzip der Elektrolyse seit 1800 bekannt

Ob Jules Verne (1828 – 1905), der einer der ersten kommerziell erfolgreichen Science-Fiction-Autoren war, das gesamte Maß an Wahrheit gekannt hat, das sich heute in diesen Zeilen befindet, ist unklar. Fakt aber ist, dass er seinen Ingenieur Smith das Ende der fossilen Energieträger vorhersagen lässt und eine Zukunft mit regenerativer Energie, möglich gemacht mit Wasserstoff. Das Prinzip der Elektrolyse, also der Spaltung von Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff mit Hilfe von Strom, war seit dem Jahr 1800 bekannt. Der Umkehrprozess, also das Herstellen von Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff, bei dem Energie freigesetzt wird, wurde 1840 entdeckt und dürfte Verne damit ebenfalls bereits geläufig gewesen sein.

So funktioniert Wasserstoff grundsätzlich: Von links nach rechts betrachtet wird Wasser mit der Elektrolyse  – also dem Investieren von Energie zur Trennung von Wasserstoff in seine Bestandteile – in Wasserstoff und Sauerstoff geteilt. Umgekehrt von rechts nach links reagieren Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser, dabei wird Energie frei. Grafik: Forschungszentrum Jülich/Clarissa Reisen

Keine Furcht also!

Also ist das Potenzial von Wasserstoff schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Die bloße Existenz von Wasserstoff bedeutet Energie. Wasserstoff, dessen chemische Bezeichnung H2 lautet und das im Periodensystem an erster Stelle steht, ist das auf der Welt am meisten vorkommende Element, da es der Hauptbestandteil von Wasser ist. Reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser, wird Energie freigesetzt. Wer also Energie speichern will, investiert sie, um Wasser zu trennen. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Gas ist Wasserstoff ein Kreislaufprodukt, denn es kann immer wieder mit Sauerstoff reagieren oder von diesem getrennt werden. Das Freisetzen von Energie mit Wasserstoff funktioniert im Gegensatz zu fossilen Energieträgern außerdem klimaneutral, also ohne das Freisetzen klimawirksamer Gase. Denn die beiden Produkte sind immer wiederverwendbares Wasser und Energie. Wenn die Energie, die notwendig ist, um Wasserstoff und Sauerstoff zu trennen, aus regenerativen Quellen wie Sonne, Wind oder Wasserenergie kommt, dann ist von grünem Wasserstoff die Rede. Grüner Wasserstoff kann eine wesentliche Schlüsseltechnologie sein für die klimaneutrale Energiewirtschaft der Zukunft.

Keine Furcht also! Wasserstoff ist die Kohle der Zukunft.