Die Farben des Wasserstoffs, Teil 2: blau

Blauer Wasserstoff wird in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie als geeignete Übergangstechnologie genannt. Grafik: Forschungszentrum Jülich/Reisen

Die Idee, welche Farbe Wasserstoff am Ende haben soll, hat sich nicht geändert: Die Zukunft ist grün. Das bleibt auch so, nachdem die Bundesregierung die Nationale Wasserstoffstrategie Ende Juli novelliert hat. Der Weg in die grüne Zukunft kann mit der neu gefassten Strategie ein paar blaue Episoden haben. „Für eine Übergangsphase ist blauer Wasserstoff sinnvoll, weil wenig CO2-Emissionen in die Atmosphäre gelangen und weil er zu einem schnelleren Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft beitragen kann“, sagt Prof. Dr.-Ing. Andreas Peschel, einer der leitenden Forscher am Helmholtz-Wasserstoffcluster HC-H2. „Aber langfristig ergibt nur grüner Wasserstoff Sinn.“

Was ist blauer Wasserstoff?

Blauer Wasserstoff ist eigentlich grauer Wasserstoff. Bei der Herstellung beider Arten werden klimawirksame Gase wie CO2 freigesetzt. Beispielsweise, wenn die Energie, die notwendig ist, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, aus fossilen Trägern wie Kohle, Öl oder Erdgas kommt. Der Unterschied von blau zu grau: Im Fall von blau wird das CO2 gefangen, bevor es in die Atmosphäre gelangen kann. Im Englischen spricht man von Carbon Capture, also dem Abfangen von Kohlenstoff. Damit hat blauer Wasserstoff mit Blick auf die Treibhausgasemissionen Vorteile gegenüber grauem Wasserstoff und kann einen Beitrag im Umbau des Energiesystems hin zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft leisten.

Das bei der Produktion von blauem Wasserstoff entstehende CO2 wird anschließend meistens unter Wasser eingelagert. „Oft werden Speicher genutzt, in denen vorher Erdgas oder Erdöl war. Das hat einen Vorteil: Das Bohrloch ist schon erschlossen und wird schon überwacht.“

Prof. Andreas Peschel

Das theoretische blaue Potenzial

In der Erdkruste gibt es theoretisch sehr viele Lagermöglichkeiten. „Praktisch sind die meisten diese Lagermöglichkeiten nicht erschlossen“, erklärt Andreas Peschel weiter. Das Erschließen sei mit hohem Aufwand, jahrelanger Vorbereitung und einem Monitoring im Nachhinein verbunden, das sicher 100 Jahre oder länger dauern müsse. Es entstünden Folgekosten und Folgerisiken, weil das CO2 entweichen kann, wenn die Lager nicht dicht sind. „Wir reden also von einem sehr theoretischen Lager-Potenzial“, fügt Andreas Peschel hinzu. Zudem gebe es eine Grundsatzentscheidung in Deutschland, kein eingefangenes CO2 zu Lagern. „Damit schieben wir das Problem, unseren Müll zu entsorgen, in ein anderes Land ab.“

Übergangsweise sinnvoll

Blauer Wasserstoff bietet die Möglichkeit, die CO2-Emissionen, die bei der Wasserstoff-Produktion entstehen, schnell zu mindern. Das ermöglicht einen schnelleren Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft. Die Mehrkosten für die Einlagerung in bereits bestehende Strukturen sind vergleichsweise gering. „Das Risiko der Lagerung tragen am Ende aber meistens Staaten oder staatseigene Konzerne. Diese Nachteile entstehen bei grünem Wasserstoff gar nicht erst. Deswegen ist langfristig nur grüner Wasserstoff sinnvoll. Auf dem Weg dahin kann blau aber vorübergehend eine sinnvolle Übergangslösung sein“, bewertet Andreas Peschel die Novellierung der Nationalen Wasserstoffstrategie als sinnvoll – übergangsweise.